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Nach einem harten Vormittag - ich hatte sofort mit dem Arbeiten anfangen dürfen und war meiner neuen Chefin begegnet - knurrte mein Magen höllisch. Deswegen hatte ich beschlossen, gleich in dem Restaurant nebenan essen zu gehen. Rebecca hatte heute nur halbtags und war deshalb schon seit einer Stunde weg und Robert hatte die Runde bereits um halb zehn verlassen. Damit er und Katrin bloß nicht aufeinander trafen. Ich hatte in dem Gespräch eine Menge Dinge mitbekommen und diese beiden familiären Geschwister, die wie es mir nach der kurzen Zeit schien entweder ein Herz und eine Seele oder totale Kampfhähne waren, hatten mit doch prompt zum Essen eingeladen. Irgendwann in der Mittagspause versteht sich. Immerhin hatten wir es nicht weit um irgendwo Essen zu gehen, die Innenstadt wimmelte von Restaurants, Cafés und Schnellimbisbuden. Verhungern musste hier niemand.
Ich schlenderte also gemächlich in die Pizzeria, die mit speziellen Eissorten warb und suchte etwas nervös nach einem Tisch. Es war ziemlich voll, was aber vor allem daran lag, dass wirklich Mittagszeit war. Dann gingen wahrscheinlich viele schnell um die Ecke Essen.
Das hatte sogar ich damals in meinem Praktikum gemacht. Und in der Ausbildung. Es war einfach viel verlockender, als sich selbst etwas mitzunehmen. Ich malte mir jetzt schon im Kopf aus, wie eine lecke Salamipizza auf meiner Zunge zerging.
Ich steuerte zielgerichtet einen Platz in einer der hinteren Ecken des Restaurants an ...

Ich setzte mich gerade an den Platz und fing an, in der Karte zu stöbern - hm, wie lecker, es gab hier auf richtig schmackhafte Salate - da wurde eben diese sacht nach unten gedrückt und ein Gesicht, ein männliches, schob sich in mein Blickfeld. Der junge Mann lächelte und hielt mir etwas entgegen. Völlig überrascht erkannte ich im ersten Moment nicht, dass es mein Handschuh war. Aber nach ein paar Sekunden, die ich zum sammeln brauchte, erkannte ich ihn und versuchte, nachdem ich bemerkte, dass ich ein ziemlich verwirrtes Gesicht ziehen musste, ein Lächeln auf meine Lippen zu zaubern. "Vielen Dank", piepste ich. Wenn ich etwas schnell und hastig sprach, klang meine Stimme immer so schrecklich hoch. Ich hasste das. Nicht das ich meine Stimme mochte, aber wenn sie etwas schriller wurde als sonst, kam ich mir unheimlich doof beim sprechen vor. "Ich sollte besser auf meine Sachen aufpassen", fügte ich dann, immer noch schmal lächelnd hinzu und nahm den Handschuh entgegen, um ihn in meiner Tasche zu verstauen. Wie lieb von dem Typen, mir meinen Schal nachzubringen. Es gab wohl dich noch nettte Typen. Oder besser gesagt Leute. Die Welt war doch noch kein vollkommen verkommener Ort! Juchhu...

"Trotzdem danke", sagte ich noch einmal nachdrücklich und lächelte leicht und freundlich. Ach verdammt ... das mit dem Reden klappte noch immer nicht so, wie ich das wollte. Ich hätte diese Situation ausnutzen können, um ein Gespräch anzufangen, denn ganz ehrlich, ein bisschen süß war der Typ schon, aber wie immer hatte ich nicht mehr als die üblichen Floskeln über die Lippen gebracht. Bei meinen Kunden war ich mittlerweile richtig gut, oder bei Leuten, von denen ich ihr Wesen halbwegs einschätzen konnte, aber bei ganz Fremden? Äh .. nein.
"Ich werde sie probieren", rief ich lachend hinterher und schob mein leicht gerötetes Gesicht wieder hinter die Karte. Tja ... heute hatte es nicht geklappt, sicher würde es einen anderen Tag funktionieren. Ich nahm mir auch vor die Mafia-Suppe zu bestellen. Sicherlich etwas nahrhafter als ein Salat. Aber ich befürchtete ja sowieso schon, dass das Zusammenleben mit Emma zur Folge haben würde, dass ich wieder mehr sündigte. Und die mühsam verlorenen acht Kilo wieder kommen würden. Oder zu mindestens ein paar davon ...