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Mit großen Augen betrat ich die riesige, helle Eingangshalle. Durch das viele Glas hier überall war der Raum unwahrscheinlich offen und der hellgraue Himmel wurde von dem Boden reflektiert. Mein Herz klopfte. Mittlerweile war ich doch sehr aufgeregt. Nichts im Vergleich zu meinen Gefühlen in Spanien, immerhin war das ein fremdes Land mit fremder Sprache gewesen, aber an eine neue Uni mit wildfremden Menschen zu kommen war doch etwas sehr nervenaufreibendes. Mina hatte es gut. Sie hatte ihre Kollegen, die ihr alles zeigen würden und voll den Plan, von dem was auf sie zu kam und was sie zu tun hatte. Ich hingegen war völlig auf mich allein gestellt.
Mein erster Kurs würde bald anfangen, aber ich hatte keinen Schimmer wo ich hinmusste. Ein wenig planlos stromerte ich auf ein riesiges schwarzes Brett zu, von dem ich hoffte, dort die Antwort auf meine Fragen zu finden. Leute liefen an mir vorbei, Studenten, aber sicherlich auch ein paar Dozenten und Professoren huschten durch die Halle. Wenn ich nichts finden würde - und davon ging ich aus, die Tafel war das reinste Chaos - würde ich einfach jemanden ansprechen, von dem ich fand, dass er wie ein potenzieller Journalist aussah.




Wie jedes Mal, wenn ein neues Semester anfing, war Chaos in der Halle. Studenten liefen durcheinander auf der Suche nach ihre Lesungssälen, Dozenten und Professoren hatten die Arme voll mit Material für die Kurse und das Frischfleisch war vollkommen planlos. Ich schlenderte das Haupt erhoben und lässig durch die Halle. Ich wusste bereits wo ich hin musste. Aber das war der Vorteil, wenn man Eltern hatte, die in der Uni arbeiteten. Ich musterte die vielen neuen Mädchen, aber eines fiel mir besonders auf. Sie trug eine schwarz-weiß Kombi und einen dicken, weiß-grau-gemusterten Schal.
Die Hände in den Hosentaschen meiner schwarzen Röhrenjeans lief ich zu ihr herüber und machte den Eindruck, als würde ich das schwarze Brett mustern. Was theoretisch vollkommen unmöglich war. Nur wenige schafften es hinter das System aus Zettel zu kommen, dass überaus planlos war.
"An deiner Stelle würde ich lieber gleich jemanden fragen, als dir den Kopf zu zerbrechen", sagte ich und grinste charmant. Dann verschränkte ich die Arme hinter dem Rücken und bemühte mich um eine gute Körperhaltung. "Sag mir dein Studienfach und ich kann dir helfen", bot ich ihr freundlich an, "Ich kenn mich hier sehr gut aus."

Ich blickte zu einem Typen mit rotblondem Haar. "Ich hatte gehofft, dass wenn ich hier lange genug rumstehe, jemand kommt und es mir sagt." Ich lächelte ihn an und grinste dann leicht. "Wunsch erfüllt, würd' ich sagen. Mit Hilfe meiner Gedankenkontrolle hab ich dich beschworen zu mir zu kommen und mir zu helfen." Ich legte den Kopf schief und musterte ihn leicht. Er war zwar nicht so hübsch, aber er hatte einen guten Kleidergeschmack. Und wenn er schon länger hier war, wer weiß, vielleicht kannte er auch ein paar coole Leute zum abhängen und interessante Party Locations.
Ich nickte leicht und reichte ihm dann mit hochgezogenen Augenbrauen und erwartungsvollem Blick die Hand. "Emma Rehefeld, Journalistik."




"Tja, da bin ich", sagte und erwiderte ihr Lächeln. Als sie jedoch etwas von Gedankenkontrolle faselte, musste ich mir Mühe geben, meine Mundwinkel in der Höhe zu lassen. Oh nein, dass war eine von denen ... von den witzigen, die etwas zu viel Phantasie hatten. Naja ... aber sie sah gut aus. Sie hatte tolle Augen. "Ich helfe gerne", sagte ich lässig und lehnte mich gegen das schwarze Brett. "Journalistik ...", ich überlegte kurz, denn mit diesen Studenten beschäftigte ich mich nicht oft, aber dann fiel es mir wieder ein, "Ah ja, also kommt darauf an, welches Jahr, aber wenn du im letzten Studienjahr bist, dann Interviewtraining und -analyse bei Stätter in Hörsaal 2 und wenn du im zweiten Studienjahr bist, dann Kreatives Schreiben bei Meyer in Hörsaal 5." Ich lächelte sie an und musterte sie von oben bis unten. Sie sah schon etwas älter aus. Um die Zwanzig. Wenn sie direkt nach der Schule mit dem Studieren angefangen hatte, dann müsste sie in einem ihrer letzten Jahre sein. "Ich bin übrigens Marcus Heine", entgegnete ich und nahm nun ihre Hand entgegen. "Und ich kann dich auch zum Hörsaal bringen, die liegen beide auf dem Weg", bat ich an und zwinkerte ihr kurz zu.

Ich versuchte mir das, was er sagte einzuprägen. Mit leicht geöffnetem Mund nickte ich und versuchte mein Gehirn dazu zu bringen, mitzuschreiben. Oh Mann. War ich vielleicht immer noch auf Spanisch eingestellt? "Interviewtraining - und Analyse ... Stätter ... Hörsaal 2." Hörsaal 2.
Als er sagte, er könne mich hinbringen, sackte ich erleichtert in mir zusammen. Leise lachend (ich hoffe, dass ich bis dahin das Mila Kunis Lachen habe, das ist toll ;D) legte ich mir die Hände auf die Brust und stieß hörbar die Luft aus. "Huh, das ist toll! Und ich dachte schon, ich müsste dich auch noch nach einer Wegbeschreibung fragen - das wäre echt peinlich gewesen!"
Immer noch ein wenig grinsend und ganz normal plaudernd, folgte ich schließlich Marcus in Richtung neue Zukunft. ... Ihr wisst wie ich das meine. Keine Zukunft mit ihm - meine Zukunft. Was so ... die Ausbildungs...berufssache angeht ... Keine Liebessache, die mich im Hörsaal eventuell erwarten könnte ... Da gibt es bestimmt einige Auswahl an ... Okay, tut mir leid. Ich rede mal wieder zu viel. Kurz um: ich gehe jetzt.




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